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Diese Frage lässt sich kurz und prägnant mit „nein“ beantworten. Da allerdings in den letzten Jahren vermehrt Methoden entwickelt wurden, welche es ermöglichen die Schilddrüse unter gewissen Voraussetzungen ohne Schnitt am Hals zu entfernen, möchte ich diese näher erläutern.

TOETVA: Trans Orale Endoskopische Thyreoidektomie Video Assistiert

Bei dieser Methode wird die Schleimhaut zwischen Unterlippe und Unterkiefer an drei Stellen mit bis zu 1,5cm großen Schnitten eröffnet. Anschließend wird das Fett-Bindegewebe unter der Haut im Bereich des Halses und des Kinns mit etwa 300ml Flüssigkeit aufgespritzt, damit ein flüssigkeitsgefüllter subkutaner Raum entsteht (Hydrodissektion ist die Fachbezeichnung für diese Prozedur). Nach diesem Vorgang werden drei Trokare eingebracht und wie bei einer laparoskopischen Bauchoperation mit einer Kamera und zwei langen Instrumenten an der Schilddrüse operiert.

Problematisch bei dieser Technik ist aus meiner Sicht, dass Sie nur bis zu einer gewissen Größe von Schilddrüsenknoten angewendet werden kann (das Präparat muss auf irgendeinem Weg – ohne Halsschnitt – geborgen werden können), dass eine Lymphknotenchirurgie nicht in gleicher Qualität wie im offenen Verfahren durchgeführt werden kann und, dass die Mundhöhle ein unsteriler Raum ist von welchem aus Keime in ein zuvor steriles Operationsgebiet verschleppt werden.

ABBA: Axillary Bilateral Breast Approach

ABBA ist wie TOETVA ein endoskopisches Operationsverfahren, der Unterschied liegt darin, dass die Hautschnitte für die Zugänge in der Achselhöhle und in beiden Brüsten gemacht werden. Anschließend muss eine relativ lange Strecke unter der Haut überwunden werden, bis das Operationsgebiet am Hals erreicht ist. Auch hier wird ein nicht unerhebliches subcutanes Trauma bei diesem Tunnelieren der Instrumente gesetzt.

Die Limitationen sind meiner Ansicht nach entsprechend der TOETVA die Tumorgröße sowie die Machbarkeit einer adäquaten onkologischen Lymphknotenchirurgie.

Als weitere endoskopische Technik möchte ich auch den retroaurikulären Zugang (hinter dem Ohr) zur Schilddrüse erwähnen. Bei dieser Art der Operation werden die Hautschnitte hinter dem Ohr gesetzt, auch bei dieser Technik entsteht eine gewaltige Wundfläche im Unterhaut-Bindegewebe entsprechend den langen Wegen, die den Hautschnitt vom Ziel-Operationsgebiet trennen. Die Limitierungen dieser Methode sind, entsprechend den vorgenannten Techniken, die Tumorgröße und die Durchführbarkeit einer radikalen Lymphknotenchirurgie.

Ich setze auf Grund der vorangegangenen Überlegungen aus Überzeugung keine der oben genannten Methoden ein. Ein einzelner kurzer Hautschnitt in optimaler Lage, in der Regel ist dieser nicht länger als 4cm, bringt sehr gute kosmetische Ergebnisse. Meist ist die Narbe nach einem Jahr ab Zeitpunkt der Entfernung der Schilddrüse kaum oder gar nicht mehr sichtbar.